Selbstfindung.
Ein Begriff, den ich in letzter Zeit immer häufiger lese und höre.
Was ist eigentlich das „Selbst“ und warum soll man es finden?
In dieser Erkenntnisreihe möchte ich Antworten auf diese und andere Fragen geben und dir am Ende zeigen, wie du dein wahres Selbst finden kannst.
Ich möchte dir in diesem ersten Teil dein Selbst und dein Ego vorstellen und dir erklären, warum es die beiden gibt.
Hier findest du die komplette Reihe:
- „Wer oder was ist eigentlich mein wahres Selbst?“
- Wie du mit einem einfachen Trick dein wahres Selbst erkennen kannst
- „Ist mein Leben vom Ego oder vom Selbst bestimmt?“
- Wie du endlich dein wahres Selbst findest
Dein wahres Selbst
Wir benutzen das Wort regelmäßig und ohne weiter darüber nachzudenken.
In Sätzen wie „Da bist du selbst dran schuld“ oder „Das habe ich selbst gemacht“ ist dieses Wort jedoch nicht zwingend notwendig.
Beide Sätze wären auch ohne das Wort „selbst“ komplett und die Aussage wäre die gleiche.
Da liegt doch die Frage nahe, ob man überhaupt ein „Selbst“ braucht?
Unbestreitbar ist die Tatsache, dass es bei dem Begriff „Selbst“ um eine tiefere Ebene des Begriffes „Ich“ geht.
Der Satz „Das habe ich selbst gemacht“ hat eine tiefere Wirkung als die Variante „Das habe ich gemacht„.
So kannst du den Begriff auch für dein wahres Selbst verstehen. Es ist eine tiefere Ebene deines Ichs.
Dein Selbst ist dein ursprüngliches Wesen, unverfälscht und unbegrenzt. Da es aber unter der Oberfläche liegt verlieren die meisten Menschen es aus den Augen und deshalb müssen sie es später wieder finden.
Kinder sind zum Beispiel noch mehr „sie selbst“. Im Laufe ihres Lebens machen sie aber alle Erfahrungen, die einen anderen Teil des Ichs stärken und das Selbst in den Hintergrund und teilweise hinter verschlossene Türen geraten lassen.
„Jeder ist sich selbst der Fernste.“
(Friedrich Nietzsche: Werke III – Zur Genealogie der Moral)
Dein Ego
Dieser andere Teil ist das Ego.
Das Ego ist eine Art Schutzhülle um unser Selbst. Es beginnt im Kindesalter zu wachsen und wird durch Äußere Einflüsse bekräftigt und immer größer und härter.
Schon das Erlernen des Unterschiedes zwischen „mein“ und „dein“ ist ein solcher Einfluss, der eine der ersten dünnen Schichten zwischen dem eigenen Selbst und der Umwelt erschafft.
Aber das Ego hat nicht nur diese Schutzfunktion.
Es dient auch als Identifikator, als unverwechselbarer und einzigartiger Fingerabdruck eines Individuums. So wie der Körper auf materieller Ebene aus uns ein Individuum macht und uns gegen die Umwelt abgrenzt, so grenzt uns auch das Ego auf der geistigen Ebene gegen die Umwelt ab und macht das Ich greifbar. Es gibt uns Persönlichkeit.
Durch all die Erfahrungen, die es im Leben sammelt, wird es einzigartig. Erfolge, Fehlschläge, verlorene Freundschaften und Liebschaften, Schmerzen, Freuden… all das wird Teil deines Egos.
Wie Ego und Selbst funktionieren (Ein Beispiel)
Da man sich dieses ganze Ego-Selbst-Verhältnis schlecht vorstellen kann, möchte ich es dir hier an Hand eines sehr passenden Beispiels veranschaulichen:
Stellen wir uns einen fabrikneuen und unberührten PC vor, der in diesem Beispiel den menschlichen Körper darstellen soll. Für uns sind an dieser Stelle folgende Bestandteile des PC von wesentlicher Bedeutung: Die (noch) leere Festplatte und der Internetzugang.
Da nur durch die Hardware alleine der PC noch nicht läuft, erwecken wir ihn zunächst mit dem Aufspielen des Betriebssystems „Mensch 1.0“ zum Leben.
Funktion des Selbst
Der Internetzugang ist das Tor zum wahren Selbst.
Zu Beginn haben wir uneingeschränkten Zugriff darauf und können aus dieser unerschöpflichen Quelle schöpfen soviel wir nur wollen.
Wir sind facettenreich wie eine Discokugel, denn wir können so viele Gesichter annehmen, wie es Webseiten im Netz gibt. Über diesen Internetanschluss sind wir mit allem verbunden und sind gleichzeitig Teil von allem. Wir sind eins mit allem und ganz wir selbst.
Unser System ist hier nur das Medium über das das Selbst in Erscheinung tritt.
Funktion des Ego
Der leere Speicher ist das Ego, das nun im Laufe der Zeit verschiedene Funktionen übernimmt [die bei übereifrigen Egos auch negative Auswirkungen haben können].
Schutz [Misstrauen]
Da es dort draußen Dinge gibt, die für unser System schädlich sein können und die Verkörperung unseres Selbst bedrohen, müssen wir uns vor diesen Einflüssen schützen.
Wir installieren einen Virenscanner und eine Firewall. Damit haben wir das Ego mit seinen ersten Funktionen beauftragt.
Das Ego überprüft und bewertet nun alles, was reinkommt und kategorisiert, ordnet oder wehrt es ab wie ein Türsteher vor einer Disco.
Identität [Besonders sein wollen]
Nun wissen wir alle, dass die schöne saubere Festplatte eines neuen PC nicht sehr lange leer und sauber bleibt.
Wir speichern allerlei Dinge darauf, die wir für wichtig halten. Wir wählen Teile der großen Datenmenge des Internet aus und nehmen sie in unser System auf. Sie sind nun Teil von uns. Wir können uns über sie definieren.
Die gesamte Kombination dieser Daten auf unserer Festplatte macht uns einzigartig.
Selbstbegrenzung [Selbstverlust]
Obendrein legen wir dann auch noch eine Startseite für unseren Internet-Browser fest und definieren ein paar Lesezeichen.
Unser Selbst haben wir damit erst mal auf das nötigste reduziert und aus der Discokugel einen kleinen Taschenspiegel gemacht.
Selbstbewusstsein [Selbstüberschätzung]
Dazu kommt nun noch, dass wir den Daten auf unserer Festplatte viel mehr Vertrauen schenken, als denen im Internet.
Das ist natürlich auch gerechtfertigt, denn schließlich haben wir Erfahrungen mit diesen Daten und Programmen. Wir wissen was sie tun und welche Ergebnisse sie liefern und daher bauen wir stets auf sie.
Selbständigkeit [Egomanie]
Außerdem können wir uns sicher sein, dass diese Daten uns immer zur Verfügung stehen, auch dann, wenn wir mal die Verbindung zum Netz verloren haben sollten.
Unabhängigkeit [Beschränkung]
Und so machen wir uns Download für Download unabhängiger von dem Netz an dem wir hängen und aus dem alles kommt, was wir sind.
Das Selbst als Verbindung zum großen Ganzen wird nebensächlich. Es kommt zum scheinbaren Verlust des Selbst.
Das Ego hat die Oberhand auf unserem System. Es entscheidet was rein und raus geht und bietet die benutzbaren Routinen zum Leben an.
Was nicht auf der Festplatte ist, wird auch nicht zur Lösung von Problemen herangezogen.
Wir haben nun unseren eigenen kleinen Datenkosmos, den wir hin und wieder mit ein paar nützlichen Daten aus dem Internet ergänzen oder hier und da mal durch ein Update aktualisieren.
Selbsterhaltung [Angst]
Da unser System nun individuell ist und nach unserer Auffassung alles hat, was wir zum Leben brauchen, ist ein Datenverlust für uns undenkbar und eine riesige Katastrophe.
Wir könnten eher ein Leben lang ohne Internet sein als ohne unsere Daten auf der Festplatte. So entsteht die Angst das Ego zu verlieren und letztlich auch die Angst vor dem eigenen Tod.
Dabei müsste uns doch bewusst sein, dass der ganze Inhalt unserer Festplatte nur aus Teilen des ewigen und unendlichen Netzes besteht und diese auch nach dem Tod unserer Festplatte da weiter existieren, wo sie her gekommen sind und schon immer waren. Es war ja alles nur geliehen.
Warum so kompliziert?
Dieses Bildnis ist prädestiniert für die Veranschaulichung des Verhältnisses zwischen Ego und Selbst. Es zeigt, dass wir alle an der selben Quelle hängen und von ihr unsere „Daten“ beziehen, genauso wie es uns verdeutlicht, wie unser Ego funktioniert.
Schließlich könnten wir darin sogar eine Antwort auf die Frage vermuten, warum es eigentlich neben dem allumfassenden und endlosen Datennetz diese vielen kleinen einzelnen (Menschen-)Systeme gibt. Nämlich um Input zu generieren!
Wir sind temporäre Standalone-Systeme, die mit Hilfe einzelner Teile des großen Ganzen oder im Verbund Input produzieren und das Netz wachsen lassen. (-> Wir sind Gott)
So wie ich gerade diesen Text schreibe um ihn später zu veröffentlichen, schreibst du gerade einen Artikel über dein Leben, in dem du alle deine Erfahrungen, Erkenntnisse und Eindrücke festhältst und den du irgendwann im „Netz“ zur Verfügung stellen wirst und damit unser aller Selbst bereicherst.
Ein weiterer schöner Vergleich dafür ist auch, dass wir alle Flüsse sind, die am Ende ins große Meer münden. Diese Metapher habe ich sehr detailliert in meinem kostenlosen eBook „Weisheiten des Flusses“ beschrieben.
Fazit
Werde dir der Existenz von Ego und Selbst bewusst und mach dir klar, dass beide ihre Daseinsberechtigung haben.
„Das Ego ist der «Ich»-Gedanke. Das wahre «Ich» ist das Selbst.“
(Ramana Maharshi)
Im zweiten Teil werden wir den nächsten Schritt auf unserer Selbstfindungsreise gehen.
Ich werde dir zeigen, wie du dein Selbst erkennen kannst, denn schließlich ist es auf einer Suche nach dem Selbst wichtig zu wissen, wie das Objekt der Begierde eigentlich aussieht.
Bis dahin habe ich noch zwei Fragen an dich:
Erkennst du Ego und Selbst in dir? In welchen Situationen übertreibt es dein Ego?
Hallo Norman,
ich habe auch schon öfters über das „Ich“ und das „Selbst“ nachgedacht und finde deinen Vergleich mit dem Internet sehr gelungen.
Aber was ist das Selbst?
„Dein Selbst ist dein ursprüngliches Wesen, unverfälscht und unbegrenzt.“ Was macht es denn zu meinem Selbst, frag ich mich? Es ist doch dann einfach das „Alles“. Sind dein „Selbst“ und mein „Selbst“ genau ein und dasselbe? Wenn nein, wo ist der Unterschied? Wenn ja, finde ich das Wort „Selbst“ unpassend. Was meinst du?
Liebe Grüße,
Nicole
Hey Nicole,
schön von Dir zu Hören und danke für deinen Kommentar =)
Ich möchte jetzt nichts vorwegnehmen (die Reihe geht ja noch weiter und vielleicht folgt da auch noch ein Aha-Erlebnis), aber um deine Frage nicht unbeantwortet zu lassen:
Auf der Ebene des Selbst gibt es „mein“ und „dein“ nicht. Das habe ich im Text sogar wörtlich dem Ego zugeschoben. Daher würde ich (mein Ego) in dem Fall dem Gedanken von dir (deinem Ego) zustimmen, dass das Selbst „Alles“ ist.
Es freut mich zu bemerken, dass du dich scheinbar sehr für das Thema interessierst. Ich stimme dir zu, dass man nicht zwingend „Selbst“ dazu sagen müsste. Das ist aber nicht der einzige Begriff dafür. Und leider befürchte ich, dass durch die vielen anderen Bezeichnungen nun vielleicht alles noch etwas unklarer wird:
Manche nennen es „Selbst“, andere „Tao“, wieder andere „Om“ oder „Paradies“ oder „Gott“ oder „All“ oder…oder…oder „Discokugel“.
Ich habe hier „Selbst“ gewählt, weil es sich so besser dem Ego gegenüberstellen lässt. Ich werde im nächsten Teil auf jeden Fall darauf eingehen, warum das Selbst so schwer zu benennen, zu beschreiben und zu begreifen ist.
Bis dahin würde mich aber zunächst einmal brennend interessieren, wie du dir bisher diese Ego-Selbst-Geschichte zusammengereimt hast?
Liebe Grüße
Norman
Dann bin ich auf den zweiten Teil gespannt.
Zu deiner Frage:
Das ist schwierig zu erklären und in Worte zu fassen. Es ist ein Mix, den mir mein Verstand/Gefühl/Intuition sagt. Ich glaube, es gibt nicht nur das Ego und getrennt davon das Selbst, sondern, nennen wir es mehrere Energieformen, die ineinander verwoben sind, miteinander verbunden. So ähnlich wie der Körper auch mit dem Geist verbunden ist und sich gegenseitig beeinflusst.
Das Ego, wie du es beschreibst, ist dann meiner Meinung nach die extremste Form des „Ich“ und da so stark mit dem Körper verbunden, hat sie auf viele auch so einen starken Einfluss (oder macht sich gar fast komplett selbständig und unkontrollierbar).
Was passiert nun wenn der Körper stirbt? Meiner Meinung nach bleibt dann noch ein bzw. mehrere Energiekörper, die „individueller“ sind als dein beschriebenes Selbst. Die sind aber noch „mehr“ an die Zeit gebunden, jedoch nicht mehr so stark. Der feinste Energiekörper ist ewig und dein beschriebenes Selbst und immer mit allen anderen verstrickt. (Damit eigentlich kein Körper mehr)
Bei einer Wiedergeburt (daran glaube ich) gehe ich davon aus, dass gewisse Eigenschaften wie Persönlichkeitsanteile/Charaktermerkmale/Talente mit in das neue Leben genommen werden. Somit , um dein Bildnis zu ergänzen, wäre die Festplatte nicht komplett leer, sondern wäre eine gelöschte Platte, die zwar keinen direkten Zugriff auf das alte Programm hat, das aber noch irgendwo irgendwie zu finden ist. (Keine Ahnung wie, aber so läuft das doch in der Praxis auch mit gelöschten Sachen, oder-))
Mein Ego habe ich nur einigermaßen im Griff, meistens wenn ich es immer wieder schaffe, einige Zeit zu meditieren. Dann sehe ich mein Ego als etwas Getrenntes von mir, was mich aber schon gleichzeitig auch ausmacht. Ich mag es auch, mein Ego und damit verbunden meine Macken zu haben, mir ist es aber wichtig zu wissen, dass ich sie habe und somit kontrollieren kann. (Bewusstsein-sich seiner bewusst sein)
Somit bin ich auch nach wie vor (manchmal ) bewusst verschwenderisch.-))
Was sagst du dazu?
LG
Hey Nicole,
eine sehr schöne Vorstellung, die du mit deinem Bild vom „Ich“ vermittelst! Danke für deine ausführliche Schilderung.
Du hast also den Gedanken an verschiedene „Stufen“ oder „Level“ des Ichs. Ich verstehe es wie eine Art Pyramide, an deren Spitze der Körper ist (am begrenztesten) und deren Grundfläche unendlich groß ist (Das was ich Selbst nenne). Und dazwischen verschiedene Zustandsstufen, die entweder erhalten bleiben und in eine neue Verkörperung mit eingehen oder zu ihrem Ursprung zurückkehren und im Selbst aufgehen können. Habe ich das so richtig verstanden? Finde ich sehr angenehm und spannend!
Bewusst werden und Meditation haben sehr viel mit dem Selbst zu tun. Das greife ich im nächsten Teil auf (hast du den irgendwie heimlich schon gelesen oder hat unser Selbst dir was verraten? ;-) ).
Ich freue mich schon darauf zu hören, was du und andere zum nächsten Teil sagen werden! :-)
LG Norman
Wow, so langsam geht mir (meinem Ego :) ) „ein Licht auf“, und jetzt verstehe ich auch, warum wir sehr viel mehr Ego-gesteutert sind, als man vermuten möchte. Dieser Vergleich ist echt klasse.
Ich denke, ich muss das auch erst noch sacken lassen und wohl noch zwei oder drei weitere Mal lesen, bevor ich wirklich was dazu sagen kann…
Bin auch schon gespannt auf die weiteren Teile.
Hey Ildiko,
ich freue mich wieder von dir zu hören! Schön, dass du diesen WOW-Effekt hattest. Mir ging es beim Schreiben ganz genau so. Ich merkte plötzlich, wie sich viele kleine Puzzleteile zu einem klaren Bild ergeben haben. Fühlt sich irgendwie stimmig an.
Lies es gerne nochmal durch und schreib mir auch gerne nochmal, wenn etwas unklar oder nicht gut erklärt ist.
Liebe Grüße
Norman
Schon lange beschäftige ich mich mit Selbst und Ego, befinde mich auch noch (und vielleicht auch mein ganzes kurzes Leben lang) auf Selbst-Suche.
Doch selten hat jemand ein so schlüssiges Gleichnis für Selbst und Ego verwendet wie Du es tust.
Vielen Dank für Die tolle Reihe!
LG
Christian
Hey Christian,
willkommen auf vomLeben.de!
Vielen Dank für deine netten Zeilen =)
Es freut mich sehr, dass ich dich mit meinem Vergleich abholen konnte! Ich hoffe er erreicht noch ganz viele Menschen und hilft ihnen bei ihrer Suche.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei am Türsteher vorbeizukommen ;-)
Liebe Grüße
Norman
Hallo,
..wer sich des Selbst bewusst geworden ist kann an jedem Tag und zur jeder Zeit aber vor allem im Hier und Jetzt völlig frei entscheiden welche Charaktereigenschften und Persönlichkeitsanteile er gerade jetzt von dem „Internet“ auf seiner „Festplatte“ haben möchte um diese dann auch dementsprechend zu leben.
Sehr schön :-)
Liebe Grüße
Andre
Hey Andre,
willkommen hier! =)
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Gefällt mir, wie du es formuliert hast =) Es erinnert mich sehr stark an den Steppenwolf von Herrmann Hesse =)
Hast du ihn gelesen?
Liebe Grüße
Norman
..nein habe ich leider noch nicht aber komme bestimmt noch irgendwann dazu. Habe aber schon viel darüber gelesen das es unter anderem auch um die Vereinigung der Gegensätze geht.
Weiß auch noch das C.G. Jung den Weg der Selbstverwirklichung als den Individuationsprozeß beschreibt hierzu ein Link:
http://www.dr-wischmann.privat.t-online.de/jung.htm
C.G. Jung ist ja auch dafür bekannt das er schon etwas weiter über den Tellerrand geblickt hat als die „normal“ Psychologen.
Wollte auch sagen wenn ich aus dem Selbst heraus mein Leben bestimme dann kann ich zu jeder Zeit frei entscheiden wer und was ich sein will und ob ich etwas möchte oder nicht möchte.
..oder auch: das Ego ist Wissen
das Selbst ist Weisheit
..und der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit ???
Antwort: Wissen ist zu wissen das Rauchen schädlich ist,
Weisheit ist damit auch aufhören zu können.
Daran kann ich erkennen das ein aus dem Selbst bestimmtes Leben ich immer frei entscheiden kann ob ich etwas machen möchte oder nicht oder auch wer ich sein möchte oder doch nicht sein möchte weil es ist ja im Selbst alles vorhanden.
Gruß :-)
Hey Andre,
Danke für den Link =) und für die klasse Metapher fir Wissen und Weisheit! Gefällt mir gut!
Finde das passt gut zu Ego und Selbst, so wie du es beschreibst. Wissen ist in engen Bahnen geführt und zerlegt alles ins Kleinste. Weisheit lässt alles unberührt, ist erhaben und vertraut dem Lauf der Dinge. Danke für diese Anregung!
Das mit dem freien Zusammenstellen der Persönlichkeit kommt haargenau so im Steppenwolf vor, daher hat es mich so stark daran erinnert. Der Steppenwolf ist gegen Ende im magischen Theater unterwegs und trifft auf eine Art Schachmeister. Der erklärt ihm, dass sein „Ich“ wie das Schachbrett ist und aus vielen verschiedenen Figuren besteht, die sich nach belieben von ihm „Selbst“ so anordnen lassen, wie er es möchte. Je nachdem welche er wählt und in welcher Beziehung die Figuren zueinander stehen, verändert sich seine Persönlichkeit.
Liebe Grüße
Norman
Genau das ist es, dieses „bewusst sein“ = reines Bewusstsein (Selbst), das was das Selbst ist -> kann genau diese „Figuren“ und „Marionetten“ = gespielte Rollen (Ego), die fast alle unbewusst spielen -> auf dem „Schachbrett“ = Leben (Lebensgeschichte), völlig bewusst als gespielte Rollen (Ego), bei mir und anderen bewusst sein. Das Selbst kann immer zwischen diese „Figuren“ [Rollen, Marionetten (Ego)] frei wählen ohne sich mit diese zu identifizieren.
Durch die Weisheit des Selbst habe ich die Freiheit mit dem spielen dieser Rollen immer und zu jeder Zeit auch aufhören zu können. :-)
Wenn du dieses oben beschriebene erfasst, als nächstes rückblickend auf dein „Leben“ schaust, wie viel davon hast du wirklich bewusst gelebt ??? ;-)
..vorallem, es geht noch tiefer..
Hey Andre,
vielen Dank für deine tollen und bereichernden Kommentare nochmal an dieser Stelle!
Du beschreibst ja wieder so schön, dass man seine Ego-Rollen beliebig wechseln kann und am Ende sogar, dass man damit auch aufhören kann eine Rolle zu spielen.
Hast du das schon geschafft bzw. wie stellst du dir das Leben ohne dieser Ego-Rollen vor?
Liebe Grüße
Norman
Hallo,
ich würde mal sagen das wir hier in unserer Lebenszeit auf der Erde einfach gewisse Rollen „spielen“ müssen. Ob ich der nette Nachbar von neben an bin, der Rastafari Bewegung angehöre, der Alkoholiker der seine Frau schlägt odern ein Spiritueller Lehrer oder Buddhist was auch immer. Nur eben der Unterschied ist das ich diese Rollen aus dem Bewusstsein herraus beobachten kann.
Es ist genau das gleiche wie seine Gedanken zu beobachten. Ich stelle ja fest das ich Gedanken habe aber mich mit diesen nicht identifiziere. Es geht ja bei der Meditation nicht darum die Gedanken los zu werden sondern darum das ich als beobachtendes Bewusstsein „über“ die Gedanken stehe und diese sozusagen von „außen“ beobachte. Und so „spiele“ ich eine Rolle oder habe Gedanken aber identifiziere mich nicht mit diese weil ich als Bewusstsein immer von „außen“ auf die Rollen und Gedanken blicken kann.
Wenn wir unbewusst eine Rolle spielen, meist durch negative Erfahrungen aus unserer Kindheit vorallem Erziehung und Konditionierung die sich destruktiv auf unser Leben oder auf das unserer Umgebung auswirken (Alkoholiker, Drogenabhäniger, Borderliner …) dann ist da der Ansatz der Psychologie diese destruktiven Rollen auf unserer „Festplatte“ mit Hilfe einer Therapie bewusst zu machen und diese dann mit einer neuen positiven Rolle zu überspielen.
Aus dem Ansatz der Psychologie heraus spiele ich dann, bei einer erfolgreichen Therapie, eine für mich und meinem Umfeld nun ehr positivere Rolle als das noch vor der Therapie der Fall war aber diese dann meist immer noch unbewusst, also ich identifiziere mich noch mit dieser.
Aus dem Ansatz der Spiritualität heraus kann ich mir diese Rollen immer und zu jeder Zeit voll bewusst sein und in gewisser weise auch aussuchen wer und was ich gerade sein möchte das ich mir und meiner Umwelt angenehm begegne. Ich stehe ja quasi, wie oben schon mit den Gedanken gesagt, „über“ der Rolle und kann diese von „außen“ als Bewusstsein beobachten. Ich würde das fast schon so sagen das ich mir mein Ego bewusst aus dem Selbst aufbauen kann, das Ganze aber eben voll bewusst und nicht mehr unbewusst. Es geht doch eigentlich auch darum sich dem Ego bewusst zu werden.
Es heißt ja auch das wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden und genau das sagt das oben beschriebene. Ich bin bewusster Schöpfer meiner Wirklichkeit.
Und so wie ich das alles jetzt beschrieben habe, können wir auch erkennen, das die Psychologie ihre Grenzen hat und Spiritualität über diese weit hinaus reicht.
..hoffe es war nicht zu viel und kompliziert ;-)
Ganz Lieben Gruß
Andre
Sorry,
Wenn wir unbewusst eine destruktive Rolle spielen, …
sollte es oben am Anfang des Dritten Absatzes heißen.
Hey Andre,
sehr sehr interessanter Kommentar! Danke!
Ich finde deine Erklärung mit dem beobachtenden Bewusstsein am Anfang sehr gelungen und kann das auch größtenteils bestätigen. Mir ging allerdings beim Lesen folgende Frage durch den Kopf:
Es hört sich für mich so an, als wäre die Rolle, die man spielt völlig egal, solange man sich im klaren ist, dass man das beobachtende Bewusstsein ist. Wenn ich aber als Bewusstsein die Rolle „schlagender Ehemann“ beobachte, sollte ich da nicht eingreifen? Oder ist es ganz egal, was sich auf der Ego-Ebene abspielt, solange man selbst auf der Selbst-Ebene sein kann?
Wenn ich deine Kernaussage richtig verstehe, denkst du also, dass wir es nicht schaffen können, komplett ohne Ego-Rollen zu leben und quasi nur Wir-Selbst zu sein? Dafür haben wir stets die Freiheit uns unser Gewand selbst auszusuchen?
Finde ich auf jeden Fall sehr schön, dass du nicht beim psychologischen Verständnis halt machst, sondern darüber hinaus weiterdenkst =) Kommst du aus diesem Berufsfeld?
Da du die selbst geschaffene Wirklichkeit erwähnt hast, gehe ich mal davon aus, dass du dich auf dem Gebiet auch etwas auskennst… Paul Watzlawik ist in dem Bereich einer meiner Helden. Was denkst du, gibt es eine wirkliche Wirklichkeit in der wir alle existieren oder schafft sich wirklich jeder zu 100% seine eigene? Ich persönlich tendiere zu letzterem =)
Liebe Grüße
Norman
Hey Norman,
deshalb ist es ja so schwierig mit Rolle „schlagender Ehemann“ aufhören zu können weil diese mit zu meinem „Ich“ (Ego) gehört und ich mich mit dieser voll Identifiziere.
Wenn mir diese Rolle bewusst wäre, dahinter stehen meist negative Erfahrungen aus der Kindheit (ich wurde dazu konditioniert,programmiert,(ver)erzogen) dann hätte ich die Chance zur Heilung dieser destruktiven Verhaltensmuster. Muss hier aber noch dazu C.G. Jung zitieren:
„Das große Problem dabei ist folgendes: Die Bewußtmachung des Selbst erzeugt nun gerade jene Konflikte, die man durch ihr Unbewußthalten zu vermeiden versucht hatte“.
Ich würde sogar so weit gehen das unter Umständen jemand mit einer Krankheit, diese voll und ganz zu seinem „Ich“ (Ego) gehörig sieht, sich eben mit der Rolle „ich bin der und der mit dieser Krankheit“ voll und ganz identifizieren kann.
Ich würde es mal so sagen: Geist (Bewusstsein) beherrscht Materie und solange ich (Bewusstsein) an einen Körper (Materie) gebunden bin muss der Körper in der Materielen Welt eine Rolle spielen z.B. entweder männlicher Körper oder weiblicher Körper aber das Bewusstsein ist sowohl männlich als auch weiblich (androgyn). Ich denke das Rollenspiel findet nur auf der Ebene der Materie statt.
Es sei noch angemerkt: es gibt ja nachweislich keine Materie, alles ist Energie. Materie ist angesammelte Energie vermutlich um das verdichtete Bewusstsein.
Nein, komme nicht aus dem Berufsfeld. Habe mich vor einigen Jahren, aufgerüttelt durch eine Lebenskriese, auf den Weg gemacht. Habe genau solche unbewussten Ego-Rollen gespielt wo ich mir auch selbst im Weg stand. Habe mich dann sehr viel mit Psychologie beschäftigt und bin dann durch diese auf C.G. Jung gestoßen der ja auch sehr viel mit Mystik zu tun hat und dann weiter in die Spiritualität.
Zum Anfang Verstand ich überhaupt nichts, davon ein Stück, davon ein Stück und dann da auch noch ein Stück (Wissen=Ego), es war wie ein gigantisches Puzzle. Dadurch das ich mich immer mehr damit beschäftigte (Wissen=Ego) und Erkenntnis wollte, diese Erkenntnis dann auch nach und nach bekam es war auch mit sehr sehr viel Selbstarbeit verbunden, ergab sich irgendwann ein gesammtes Bild von dem ganzen (Weisheit=Selbst). Und das Bild entwickelt sich je nach Grad der Erkenntnis und der Bewusstheit immer weiter.
Bin dann auch auf meinem Weg der Bewusstwerdung, nach dem obigen Zitat von C.G. Jung, auf starke Minderwertigkeitsgefühle, Gefühle der Angst vor dem Alleinsein und vorallem auf das Gefühl der inneren Leere gestoßen. Habe hier dafür im Anschluss noch folgendes Zitat von C.G. Jung:
„Das ICH-Bewußtsein geht den leidvollen Weg der Kreuzigung des Ausgespanntseins zwischen den Polaritäten der Psyche. Nun ist es sich der Gegensätze im Leben voll bewußt. Deshalb können die mit einer Individuation auftretenden Leiden nicht vermieden werden. Der Mensch muß die Spannung so lange aushalten, bis eine Vereinigung der Polaritäten auf höherer Ebene möglich wird. Im Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit, Schwäche und Ausgeliefertheit kommt das ICH zu einer demütigen Haltung, in der es sich den schöpferischen und Gegensatz vereinigenden Impulsen des Selbst öffnet. Ziel ist es, die innere Mitte zu finden, einen von Konflikten der Gegensätze unberührte Region der Stille“ .
Zu deiner letzten Frage: Nehmen wir mal an ich nehme ein Gehirn und tuh es in ein Glas mit einer Flüssigkeit so das es weiterhin Überlebensfähig wär. Nun schließe ich einen Computer genau an die Regionen der Sinneswahnehmungen sehen und hören an. Nun lege ich eine CD mit den Informationen von Bildern und den dazugehörigen Geräuschen in den Computer und spiele diese ab. Mein Gehirn im Glas wird nun diese Welt mit den Bildern und Geräuschen wahrnehmen und glauben es ist auch in diese. ;-)
Also: ..wie wirklich ist die Wirklichkeit ???
Liebe Grüße
Andre
Hey Andre,
sehr interessanter Einwurf mit der Materie, bzw. Energie. Ich denke, dass weder Energie, noch Materie im Universum dominieren, sondern Leere. Habe kürzlich gelesen, dass selbst der menschliche Körper zum Großteil aus leerem Raum besteht, da ja zum Beispiel zwischen dem Kern und den Elektronen eines Atoms enorm viel leerer Raum liegt. Und selbst der Kern besteht wiederum zu einem hohen Anteil aus leerem Raum. Was denkst du? Ist das vielleicht der Raum in dem das Bewusstsein gelagert ist?
Du beschreibst ja die Gebundenheit an den Körper während des Lebens. Was denkst du denn geschieht, wenn sich dieses Band löst? Hast du eine Theorie?
Zu deiner Wirklichkeitstheorie:
Da sind wir ja fast schon in der Matrix. Es klingt ganz logisch zu sagen, dass ich mich in dem Fall in der Wirklichkeit fühlen würde, aber es fühlt sich für mich nicht richtig an.
Du schreibst ja selbst, dass das Bewusstsein, wie du es nennst, über den menschlichen Körper hinaus geht. Dein Experiment betrifft aber nur einen Teil des menschlichen Körpers. Ich denke, dass uns dieses Bewusstsein oder Selbst schon irgendwie signalisieren würde, dass da etwas nicht stimmt, sofern es überhaupt in diesem Experiment noch existieren würde. Denn wer sagt denn, dass das Selbst im Gehirn sitzt? Vielleicht wäre das „Ich“ in diesem Gehirn gar nicht mehr da und es wären nur konditionierte Reaktionen sicht- bzw. messbar?
Liebe Grüße
Norman